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Dörfliche Idylle am Wegesrand - beim Durchqueren dieses Landes bleiben wir oft an diesem Begriff hängen. Die Lebensweise rund um die traditionellen Yurten, die sanften, aber eindrucksvollen Land-schaften, die überaus freundlichen Menschen, die spürbar entspannte Atmosphäre : ist wohl idyllisch !
Immer mit besonders netter Aussicht :
die Friedhöfe mit interessanten Grabmälern ...
 
 
und die Moscheen in völlig ungewohnter Schlichtheit.
Wo es warm und sonnig ist, freuen sich alle des Lebens : dies sind zum Glück keine Mücken, aber trotzdem extrem nervig, weil gerne in Nase und Ohren gleichzeitig rein !
Auf dem Weg zur Kasachischen Grenze im Nordosten : der Issyk-Köl, mit 170 km Länge und 70 km Breite in einer Höhe von 1600 m der zweitgrösste alpine See nach dem Titicaca !
Das erste Mal seit langer Zeit Pech mit dem Wetter : wir verlassen den Song-Köl ohne die erhofften Ansichten der ihn umgebenden "sägezahnartigen Bergspitzen"; die "symphonischen Wolkenbilder" haben wir aber immerhin genügend genossen - wenn auch von ihrer feuchtesten Seite !
(Alle "Zitate" mal wieder Lonely Planet)
Und Kino wird auch geboten :
Unsere Sheriffs haben sich ein neues Reittier ausgesucht, läuft aber irgendwie nicht so elegant, trotz Schieben, Schreien und Prügeln ...
Täglich mehrere Jahreszeiten inklusive kräftiger Hagelschauer : wir nutzen eine sonnige Zwischenzeit zum Beine vertreten auf ewig weiter Wiese -
und zum Pferdchen zählen ...
Zurück an unserem Standort am Fluss werden wir fast schon erwartet - das Hin und Her war ja auch schon  ruhestörend, also kommen uns die Sheriffs besuchen ..
Der Weg zu seinem Fahrzeug lehrt uns ein wenig Respekt : davor, wie weit er immerhin gekommen ist und davor, wie unbekümmert einer sein muss, unter diesen Bedingungen überhaupt hier herum zu fahren !
Aber da es auch ein MAN ist ...
(Und das Geld haben wir natürlich nicht genommen)
 
Immerhin kommen wir mit diesem ungeplanten Ab-stecher in den Genuss des Anblicks des "zentralen" Yurtencamps - nette Adresse für alle, die mal ein paar Tage komplett "OFF" sein wollen !
Kurz nach unserem Abendessen klopfen 3 Männer an, wir können uns den Anlass schon denken : in ferner Sicht-weite haben wir ihren LKW im Matsch rotieren sehen und da weit und breit kein anderes geeignetes Fahrzeug greifbar ist ...- und bitte bitte jetzt gleich, weil sie noch ihre Ladung zur Versorgung der Touris ins nächste Camp bringen müssen ! Das die Aktion für uns mit fast einstündigem Auf- und Einräumen verbunden ist, wird mit herzlicher Dankbarkeit und einer Flasche Vodka honoriert - und einem zweiten Anklopfen am nächsten Morgen ! Der Fahrer hat sich beim Verlassen des Camps gleich noch einmal festgefahren, ist die 8 km zu uns durch Matsch und Fluss gelaufen und steht nun durch-nässt, frierend, etwas verschämt und mit einem Geld-bündel in der Hand vor unserer Kabine, also keine Wahl!
Idylle pur: dramatische Wolkenformationen entlassen regelmässig kräftige Regenschauer, die die Lehm-pisten zu den Yurtencamps in schmierig-glitschige Matschspielplätze verwandeln ...
Aber dann erwischt es uns doch mal wieder : wir sind zu dem auf 3000 m gelegenen, recht abge-schiedenen Bergsee Song-Köl gefahren und haben einen netten Stellplatz in der Nachbarschaft einiger Yurten gefunden.
Zumal die Lage ernst genug erscheint, dass sich einige Kollegen zur Hilfestellung bemüssigt fühlen - mit Ruck und um den Preis einer abgerissenen Stossstange und der in den Fluss zurückgekippten Ladung, aber letzt-endlich erfolgreich. Bis zum nächsten Kandidaten...
Wir haben uns vor der Hitze der Stadt in Richtung eines nahe gelegenen Naturparks geflüchtet und werden am nächsten Morgen von lautem Geschepper geweckt : ein "Baustoffhändler" füllt kostengünstig seinen im Fluss geparkten truck mit handverle-senen Steinen, hat aber in seinem Eifer einige zu viel aufgelegt - der truck sackt ab, erst langsam, dann schneller und entgegen unserer sonstigen Gewohnheit bleiben wir erst einmal in Deckung. Wir müssen schliesslich nicht bei jeder Berge-aktion an vorderster Front dabeisein !
So wunderbar die Landschaften, so scheusslich die Stadtbilder - und so sollen diese Abbildungen der Baukunst der sowjetischen Periode aus Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans, auch reichen !
Aber es finden sich ja Käufer, wie z.B. dieser mit dem traditionellen kirgisischen Filzhut gegen die Sonne "behütete" Mercedes-Fahrer. Kirgis leitet sich übrigens von kyrk (40) ab, und steht für die 40 kir-gisischen Stämme des Odyssee-ähnlichen Manad-Epos, die durch 40 Flammen im Sonnenzirkel der National-flagge (nie vorher gesehen !) repräsentiert sind....
Die jüngste Fohlengeneration stakst noch etwas unbeholfen über blühende Wiesen oder haut sich in die Sonne, während die Stuten den Rohstoff für DIE nationale Köstlichkeit Kumys (vergorene Stutenmilch) zu liefern haben, die zusam-men mit Kurut (getrockneter und zu steinharten Kugeln ge-rollter Joghurt) am Strassenrand angeboten werden - von allen Produzenten das gleiche zur gleichen Zeit in gleicher Qualität zum gleichen Preis...
Landschaften wie gemalt, Seen und eingestaute Flüsse in fast unnatürlichem Blau : wir klettern auf die Hochstrasse zwischen Osh und Bischkek, wohin sich im Sommer die Herdenbesitzer mit ihren Familien vor der Hitze der Tiefebenen flüchten - in eine von scheinbar zeitloser Idylle und Ruhe geprägte Umgebung ...
Erste Eindrücke direkt nach Einreise : das Leben findet überwiegend im Sattel statt und die Gewöhnung daran startet offensichtlich schon, bevor die Entwöh-nung vom Schnuller überhaupt abgeschlossen ist !
Kirgistan gewährt für ein "Stan"-Land spendable 60 Tage kostenfreies Visum ohne korruptive Ambitionen, lediglich der Ausgleich der durch unseren truck ver-ursachten Umweltverschmutzung wird mit rd 35 € abge-rechnet, klar nachzuvollziehen, sobald man die moderne kirgisische Fahrzeugflotte aus der Nähe sieht ...
Und Schafe und Ziegen hat es natürlich auch jede Menge (da ganz hinten !). Und Natur -
von schneebedeckten Gipfeln bis Schwarzwald ist einiges dabei und der eine oder andere Flecken sieht aus, wie ein Indianerdorf aus einem der unvergesslichen Pierre-Brice-Winnetou - Verfilmungen.
Im Land der Yurten und Pferde